Neue Bedrohung für den Feldhasen: Iberische Myxomavirus-Variante erstmals in Deutschland nachgewiesen
In Nordrhein-Westfalen werden derzeit vermehrt schwer erkrankte oder verendete Feldhasen (Lepus europaeus) aufgefunden. Die Tiere zeigen typische Anzeichen der Myxomatose (Kaninchenpest) wie Schwellungen der Augenlider, der Genitalschleimhäuten und Entzündungen im Nasen- und Lippenbereich sowie Apathie und Verlust des natürlichen Fluchtinstinkts.
Die Myxomatose wird durch das Myxomavirus (Familie Poxviridae; Spezies: Leporipoxvirus myxoma), einen Erreger aus der Familie der Pockenviren, verursacht und durch direkten Kontakt zwischen den Tieren, kontaminiertes Futter oder andere unbelebte Vektoren sowie durch stechend-blutsaugende Insekten (Stechmücken, Flöhe) übertragen. Für den Menschen ist das Myxomavirus jedoch ungefährlich.
Während die bisher in Deutschland zirkulierenden Myxomaviren vor allem beim Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) immer wieder zu Ausbrüchen mit hohen Sterblichkeitsraten führten, ist das vermehrte Auftreten infizierter Feldhasen untypisch. Mit Hilfe moderner molekularer Untersuchungen wie Genomsequenzierung und real-time PCR ist es nun erstmals gelungen, eine Variante des Myxomavirus, die ein erweitertes Wirtsspektrum aufweist, in deutschen Feldhasen zu identifizieren. Diese Variante des Myxomavirus wurde erstmals 2018 in Spanien und Portugal bei Iberischen Hasen (Lepus granatensis) nachgewiesen und stellt eine natürliche Rekombination des klassischen Myxomavirus mit einem bisher unbekannten Pockenvirus dar.
Weitere Untersuchungen zur Verbreitung und Charakterisierung dieser Variante sind derzeit im Gange und werden von der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung (LANUV) zwischen den Chemischen- und Veterinäruntersuchungsämtern und dem Friedrich-Loeffler-Institut koordiniert.